Auch wenn das Heimatort des Liebsten nur gerade 130 km weit weg liegt, so ist halt doch eine Grenze dazwischen und die zeichnet sich auch in den Esstraditionen nieder. Wird bei uns ein Schnifeli Butter an die Knöpfli gegeben, so ist es bei ihm ein ganzer Stotzen. Der Sonntagszopf ist bei uns ein buttrig weiches aber neutrales Gebäck, bei ihnen ist er immer süss. Meistens noch mit etwas Vanille oder Zitronenschale aromatisiert und in Mandelsplitter gewallt. Ach war das köstlich, als beim sonntäglichen Frühstückstisch Marmelade auf meinen Speck-Zwiebel-Zopf gestrichen wurde. Hefezopf wird dort einfach mit Süssem assoziiert. Der Liebste konvertierte aber beim ersten Bissen. Unterdessen wird der Zopf bereits zu Festen ennet der Grenze gewünscht und bekommt immer ein tolles Feedback (nachdem auch alle gewarnt wurden, dass es sich um etwas Deftiges handelt). Deshalb möchte ich meiner Deutschen Leserschaft gerne die salzige Variante des Sonntagszopfs vorstellen.
Beim Speck-Zwiebel-Zopf, den ich sehr häufig backe, fehlte mir aber für das Familientreffen die persönliche Challenge. Deshalb habe ich mich für den Zopf Surprise entschieden. Der Zopf Surprise hat in den Schweizer Kochheftli die Runde gemacht (beispielsweise hier). Die Basis ist ein ganz einfacher (Schweizer) Hefezopf. Das Rezept eignet sich also auch sehr gut für nicht ganz so Backwütige. Entgegen der Rezeptmengen in den Heftli habe ich meinen eigenen Zopfteig (mit verträglichen Hefemengen) genommen. Bei der Füllung kann man der Fantasie freien Lauf lassen. Ich habe mich für eine Kombination aus Frischkäse und Prosciutto San Daniele entschieden. Mit gekochtem Hinterschinken wird der Zopf etwas preiswerter und ist genauso lecker. Als vegetarische Variante kann er mit gedünstetem Lauch und Frischkäse gefüllt werden. Die Mengen sind für ein den Ofen ausfüllendes Zopfmonster berechnet. In Klammern findet ihr die halben Mengen, die einen normal grossen Zopf für 6-8 Personen oder einen Apéro ergeben.
Zopfteig | |||
150 g 850 g 650 g 2 20 g 15 g 20 g 120 g |
(75 g) (425 g) (325 g) (1) (10 g) (7 g) (10 g) (60 g) |
Ruchmehl (oder Type 1050) Halbweissmehl, Type 550 Vollmilch Eigelb Frischhefe Zucker Salz Butter |
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Füllung | |||
250 g |
(125 g) (150 g) |
Frischkäse mit Kräuter Rohschinken |
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Zum Bestreichen | |||
1 1 Prise wenig |
Ei, verquirlt Salz Mohn, zum Bestreuen |
1. Die Butter aus dem Kühlschrank nehmen. Das Mehl in die Schüssel wiegen. Die Eigelbe und die Milch kalt dazugeben. Die Frischhefe zwischen den Fingern etwas zerbröseln und ebenfalls dazugeben. Den Teig zuerst mischen und anschliessend kneten. Wenn der Teig beginnt, glatt zu werden, und etwas zäher wird (in der Knetmaschine nach ca. 5 Minuten), Zucker, Salz und weiche Butter dazugeben. Nun muss die Butter gut eingeknetet werden. Dabei darauf achten, dass der Teig nicht überknetet, also nicht zu zäh wird. Den Teig während 90 Minuten bei Zimmertemperatur abgedeckt gehen lassen. Er sollte sein Volumen in etwa verdoppeln.
2. Den gegangenen Teig ausstossen, d.h. die Luft mit kurzen Stössen etwas auskneten. Allenfalls etwas Teig (ca. 80 g) für die Deko zur Seite legen. Den restlichen Teig halbieren und den ersten Teil zu einem Rechteck von ca. 1 cm Dicke auswallen. Normalerweise braucht man für Zopfteig kein Mehl. Hier kommt aber durch den Frischkäse sehr viel Feuchtigkeit in den Teig, deshalb muss auf Mehl ausgewallt werden. Ich verwende dazu gerne Roggenmehl, weil davon etwas weniger benötigt wird. Weissmehl geht aber auch. Das Rechteck mit der Hälfte des Frischkäses bestreichen und mit der Hälfte des Schinkens belegen. Dabei an einer langen Kante einen breiten Rand von 5 cm frei lassen. Das Rechteck nun an der langen Kante satt aufrollen. Die freigelassene Kante bildet den Abschluss. Die Küchenabdeckung etwas bemehlen und den aufgerollten Strang zur Seite legen. Mit dem zweiten Teigstück genauso verfahren. Sobald der Frischkäse auf dem Teig ist, wird er feucht. Deshalb sollte schnell gearbeitet werden und bei dem zur Seite gelegten Strang nicht mit Mehl gespart werden.
Die Fotos sind mir wegen der Morgensonne leider nicht so gut gelungen. Aber man erkennt, wie man vorgeht.
3.Das überschüssige Mehl von den Strängen abpinseln. Beide Stränge in der Mitte überkreuzen und zu einem Zopf flechten. Im Bild sieht man die Ausgangslage. Die restliche Anleitung findet ihr hier.
4. Wer will kann aus übrigem Teig Röschen formen. Dazu den Teig dünn auswallen und mindestens fünf Kreise ausstechen. Die Kreise aneinanderlegen, aufrollen und halbieren. Schon hat man zwei Röschen. Für die Blätter werden die Kreise nochmals abgestochen, sodass ovale, spitzige Rosenblätter entstehen.
5. Für die Eistreiche ein Ei verquirlen und eine Prise Salz zugeben. Das Salz macht den Zopf glänzend. Eine Prise Zucker würde noch für eine schöne Bräune sorgen, aber dies brauchen wir bei unserer Backzeit nicht. Den Zopf damit spärlich einstreichen, mit Klarsichtfolie abdecken und ca. 30 Minuten gehen lassen.
6. Während der Zopf geht, den Ofen nitsamt Backstein oder Backblech auf 220°C aufheizen.
7. Den Zopf nochmals mit der Eistreiche bestreichen und mit Mohn bestreuen. Während 50 Minuten im vorgeheizten Ofen backen. Wenn die grosse Menge gebacken wird, nach 30 Minuten auf 200°C reduzieren. Wenn der Zopf zu dunkel wird, die Oberhitze ausstellen und den Zopf eine Rille höher schieben oder mit Alufolie abdecken. Bei der . halben Menge reicht eine Backzeit von 35-40 Minuten bei 220°C. Anschliessend auf einem Rost vollständig auskühlen lassen.